Warum eigentlich gehen wir noch einer ehrbaren, anspruchsvollen, zuweil‘ anstrengenden Arbeit nach, anstatt uns nur noch, am Pool abhängend, mit der Frage auseinanderzusetzen, wann es einmal wieder an der Zeit wäre, die überschlagenen Beine von links auf rechts zu wuppen?
Richtig! Weil wir noch nicht auf die Idee gekommen sind, aus Sch… ondagewesenem Geld zu machen. Und, ganz entspannt im Hier und Jetzt, Gewinnmargen im Tausendprozentbereich einzufahren. Wäre ich etwas moralflexibler, hätte ich ja längst mein eigens Hundefutter kreiert. Gibt’s noch mehr Riß als auf Waldis köstliche Gourmet-Kroketten aus Industrieabfällen? Kaum denkbar!
Und doch – ja!
Heute entdeckt: Die Produktpalette mit der größten Gewinnspanne aller Zeiten:
Umhüllte Luft!
Künstlicher Hohlraum!
Stabilisiertes Nichts!
Fragile Füllsel!
Im Handel rezeptfrei als sogenanntes „Verpackungsmaterial“ erhältlich!
Weihnachtliche Grußpräsente, welche den Innenraum des Postpaketes Größe „M“ nicht vollständig auszufüllen in der Lage waren, nötigten mich heute zum Erwerb des anbei Abgebildeten.
(Früher hätte hier die „Seesen am Sonntag“, in formschöne Kugeln geknüllt, einen dankenswerten Dienst getan. Doch seit mein Briefkasten ein sogenannter „Robinson“ ist, lasse ich dieses kostbare Gratismaterial unbedacht weiter ziehen. Fahrlässig!!
Die Verwertung alter Socken o.ä., wenngleich strukturell zum Auspolstern zweifellos ideal geeignet, scheidet in den meisten Fällen ebenfalls aus – zumindest im Geschäftskundenbereich.)
An der Kasse wurden, zu meinem nur mit Mühe verborgenen Erstaunen, 7,50€ als Ablöse für das luftige Beutelchen von nur 157g Füllgewicht gewünscht. Der einfache Dreisatz verrät, dass es sich bei diesem vermeintlichen! Centprodukt um hochfeine Qualitätsware zu sage und schreibe – 48€ das Kilo handelt!
Hier war nun mein aufmerksames Interesse geweckt!
Ein Kilopreis von fast 50€ – damit spielt die Knautschware in der Liga eines Bio-Filetsteaks von bester Qualität. Das styroporene Füllgut ist 20% teurer als die gleiche Gewichtsmenge russischen Premium-Lachskaviars. Für 4,78€ erhält man 100g Packflips oder die nämliche Menge meines liebsten, handgepflückten japanischen Grüntees – fair gehandelte Bioware, versteht sich.
Oder 9g Sommertrüffel.
100g Puffgut oder 300g (!) Mortadella (pervers? ja!), oder 4 Liter Milch, oder ein großzügig selbstgekochtes Abendessen. Für 1 Kilo Lückenstopfer erhält man 60 Kilo Kartoffeln! Spätestens hier muss einem die Eignung als veritable Notzeit-Währung aufgehen!
1 Kilo Presspellets oder 12 antike Kaffeelöffel des von mir sehr verehrten WMF-Silberbesteckes der Serie „Art Déco / Bauhaus“, 90er-Auflage.
Oder 6 Kuchengabeln und 1 Tortenheber.
Das just erworbenes Tütchen stilisierter Styropor-Achten enthielt den Gegenwert von fast einem Gramm 333er Gold!
Auf den ersten Blick erstaunlich und hinterfragenswert!
Aber vielleicht haben wir diese Kunstobjekte bislang ja auch völlig mißinterpretiert-? Zum Verdruß des längst vergessenen Erschaffers als bloße Füllware verstanden? Wo sie doch ganz anders gemeint waren-?
Womöglich eines der größten Mißverständnisse unserer dekadenten, dem Überfluß frönenden Konsumgesellschaft?
Harrt die fehlgedeutete Edelware, einem Dornröschenschlaf gleich, nur ihrer Erweckung?
Sogleich fielen mir andere, dergestalt mißverstandene Objekte ein, die, gänzlich unverschuldet, dieses triste Schicksal teilen.
(Der Prophet gilt bekanntlich im eigenen Lande nichts!)
Der Versuch, die offenkundig hochwertige, formschöne Aufpuffware ihrer wahren Bestimmung zuzuführen und ihre kunstvoll-grazile Gestaltung zu würdigen, musste zumindest angetreten werden! Ich meine, was auf Französisch schon „Particules de Calage“ heißt!
Der – mir am nächsten liegende – kulinarische Ansatz „Estrait des Coquilles Saint-Jacques aux fraises frâiches avec Particules de Calage“ vermochte auch bei intensiver Würzung nicht zu überzeugen, hiervon muss abgeraten werden.
An Alternativen arbeite ich noch.
Erste Ideen scheinen sich durchzusetzen (siehe Abbildungen).
Gerne halte ich Sie diesbezüglich auf dem Laufenden.
Ohne Frage: Der Wert dieser scheinbar profanen Füllobjekte wurde bislang ganz klar übersehen.
Ob es sich lohnt, in schlechten Zeiten mit einem gesammelten Tütchen bei Gold-Serhan an der Hildesheimer Kaiserstraße vorbei zu schauen-? Womöglich handelt es sich um ein bislang unentdecktes, aber höchst aussichtsreiches Investment-? Ich meine, verpackt wird immer-?
Bedenken Sie – die klassische Sparanlage bringt heute einfach nichts mehr ein.
Vielleicht findet sich ja noch ein trockenes Eckchen in der Garage?
Das Material gilt als äußerst unempfindlich, robust und dauerhaft.
Problemlos können auch größere Mengen über lange Zeiträume verwahrt werden.
Ungezieferbefall ist bis heute nicht beschrieben.
Denken Sie schon heute auch Ihre Kinder und Enkel!
Ein preiswert angemieteter Schuppen oder die nicht mehr genutzte Einliegerwohnung können, bei optimaler Befüllung, langfristig Rendite bringen.
Das Potential zur optimalen Raumausnutzung bringt das Anlagegut von Hause aus mit.
Demnächst ebenfalls in meinem Portfolio:
(Premium!-) Blisterfolie, zum Quadratmeterpreis von Echtholzparkett.
Aber sagen Sie’s nicht weiter.
In diesem Sinne.
Fröhliches Einpacken!
Na, Frau Sens, bei „Viel Puff um nichts“ … haben Sie sich aber recht fein gemacht! Lecker!!
Ja, diese edle Bijouterie ist wirklich nur was für den besonderen Anlass. 😎